Kettentriebe
--Thimo R. 12:30, 8. Dez 2007 (CET)
Funktion und Wirkung
Aufgaben und Einsätze
Kettentriebe gehören wie Riementriebe zu den Zugmitteltrieben und nehmen hinsichtlich ihrer Eigenschaften, des Bauaufwandes, der übertragbaren Leistung und der Anforderung an Wartung eine Mittelstellung zwischen Riemen - und Zahnradtrieben ein. Kettentriebe werden wegen ihrer Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit vielseitig für Leistungsübertragungen verwendet. Ihre Einsatzgebiete liegen z.b. im Motoren - und Fahrzeugbau, bei Landmaschinen und außerdem finden sie Verwendung in Werkzeug - und Textilmaschinen.
Kettenarten, Ausführung und Anwendung
Die Kettenarten werden zweckmäßig in Gliederketten und Gelenkketten eingeteilt.
Gliederketten werden nicht weiter Beschrieben da vor allem Stahlgelenkketten für Kettentriebe verwendet werden.
Zu diesen gehören:
Bolzenketten
Bolzenketten stellen die einfachste Bauart der Stahlgelenkketten dar. Die Laschen drehen sich direkt auf den Bolzen. Die Gelenkfläche ist damit entsprechend klein. Zu den Bolzenketten gehören die Gallketten (a), Fleyerketten (b) und vielfach Ziehbankketten (c,d). Bolzenketten werden meist als Last- und Transportketten eingesetzt.
Rollenketten
Rollenketten unterscheiden sich von Buchsenketten durch eine über die Buchse gelagerte Schonrolle, die dazu dient, den Verschleiß zwischen Buchsen und Kettenradzähnen zu verringern. Die Rolle vermeidet die gleitende Reibung zwischen Kette und Kettenradzahn. Die Gelenkfläche ist jedoch etwas kleiner als die der Buchsenketten. Rollenketten haben eine breite Verwendungsmöglichkeit als Last-, Steuer- und Getriebeketten.
Zahnketten
Zahnketten übertragen die Kraft zwischen Kette und Kettenrad über die besondere Form der Laschen, nicht, wie bei den bisher genannten Ketten, über Bolzen, Buchsen oder Rollen. Insofern weisen die Zahnketten einen grundsätzlich anderen Aufbau auf. Zur Führung der Zahnketten quer zur Längsrichtung werden in die Mitte (Innenführung) oder an die Seiten der Kette (Außenführung) Führungslaschen eingelegt. Zahnketten haben eine kleinere Gelenkfläche und eine kleinere Bruchlast als Rollenketten.
Buchsenketten
Buchsenketten unterscheiden sich von den Bolzenketten dadurch, dass die Innenlaschen auf eine Buchse gepresst sind, die mit einem Laufsitz auf den Bolzen geschoben ist. Die Gelenkfläche ist damit größer als die der Bolzenketten. Daraus ergibt sich eine geringere Pressung im Gelenk, was wiederum zu einer größeren Verschleißfestigkeit führt. Buchsenketten werden als Last- und Förderketten, üblicherweise in langsam laufenden Trieben, eingesetzt.
Sonderketten
Sonderketten lassen sich nicht eindeutig den bisher genannten Bauarten zuordnen. Dies sind geschmiedete Ketten und Scharnierbandketten (a). Geschmiedete Ketten sind zerlegbare Gelenkketten (b), für den Einsatz z.B. in Förderern. Hierzu zählen Steckketten und Gabellaschenketten. Scharnierbandketten werden hauptsächlich in der Getränkeindustrie eingesetzt.
1. Wiederhohlung
Kettenräder
Kettenräder sind in ihrem Aufbau für alle Stahlgelenkketten grundsätzlich gleich, lediglich die Verzahnungen für die verschiedenen Ketten sind unterschiedlich. Die Verzahnung der Kettenräder muss so ausgeführt sein, dass die Kette nahezu reibungslos in die Verzahnung eingreift und dass während des Betriebes auftretende Kettenlängung berücksichtigt wird, um Laufruhe, Lebensdauer und Sicherheit des Triebes zu gewährleisten. Die Verbindung der Kettenräder mit den Wellen erfolgt meist mit einer der möglichen Wellen-Naben-Verbindung. Die Führung der Kette erfolgt meist durch das Eingreifen der Zähne in die Kettenglieder. Außer bei Zahnketten ist eine innen- bzw. Außenführung notwendig.
Vor-und Nachteile
Vorteile
- formschlüssige Kraftübertragung
- geringe Lagerbelastung
- gleichmäßige Übersetzung
- unempfindlich gegen Schmutz und Feuchtigkeit
- kleine Umschlingungswinkel
- geringer Bauraum
Nachteile
- starre Kraftübertragung
- teurer als Riementriebe
- schwingungsanfällig
- Wartungsaufwand
- parallele Wellen
- Übersetzung kleiner 10
- Poligoneffekt
Verbindungsglieder für Rollenketten
a) Nietglied b) Steckglied mit Federverschluss c) Steckglied mit Splintverschluss d) gekröpftes Glied mit Splintverschluss e) gekröpftes Glied mit Schraubverschluss
Mechanik der Kettentriebe
Die Kette umschlingt die Räder in form eines Vielecks. Daraus ergibt sich, dass der wirksame Raddurchmesser Zwischen dmax und dmin sowie die Kettengeschwindigkeit vkmax und vkmin schwankt. Dieses nennt man den Polygoneffekt . => Durchmesser- und- Geschwindigkeitsdifferenz
Dieser Effekt verursacht einen unruhigen lauf der Kette und
im Resonanzbereich zu Schwingungen (Längs- und
Querschwingungen).
Des Weiteren zu einer starken
Massenbeschleunigung und –verzögerung im
Resonanzbereich, das bedeutet hohe Zusatzkräfte.
Bei weniger als 16 zähnen (2%) nimmt die prozentuale
Ungleichförmigkeitedifferenz stark zu wobei diese
bei 20 zähnen nur noch (1,2%) beträgt und weiter
Abnimmt.
Der Polygoneffekt kann bei einer kleinen Teilung p und
einer Zähnezahl z von 19 und aufwärts vernachlässigt
werden.
Gestalten und Entwerfen von Rollenkettentrieben
Verzahnungsangaben
Übersetzung i =
Teilungswinkel T =
Teilkreisdurchmesser d =
Festlegung der Zähnezahl
Die Zähnezahl der Kettenräder ist nicht Zwingend nach Tabellen zu wählen.
Eine Ungerade Zähnezahl ist zu empfehlen da hierbei ein Kettenglied nicht immer auf die gleiche Zahnlücke trifft.
Dieses verringert den Verschleiß.
Gestalten der Kettenräder
Die Form der Kettenräder wird hauptsächlich durch die zu Übertragende Leistung und die Zähnezahl bestimmt. Die Ausführungsart hängt von den konstruktiven Gegebenheiten ab. Oft auch Montagefreundlich gestaltet. Kettenräder werden aus Stahlguss, Stahl, Grauguss, Temperguss und aus Kunststoffen gefertigt. Kleinere Kettenräder unter 30 zähnen die gegossen, geschweißt oder gedreht werden bestehen meist aus Stahl höherer Festigkeit. Bei Höheren Drehfrequenzen auch aus Vergütungs- und Einsatzstählen. Sehr große Kettenräder werden aus Gusseisen oder Stahlguss gefertigt.
Kettenauswahl
Voraussetzungen zur Wahl einer Kette nach dem Leistungs- diagramm nach Din 8195.
- Kleinrad z1 = 19 Zähne
- Übersetzung i = 3
- Kettenlänge x = 100 Glieder
- Gleichförmiger Betrieb
- 15000 Betriebsstunden Lebenserwartung
- maximale Längung von 3 %
Gliederzahl, Wellenabstand
- Übersetzung ins Schnelle ungünstig
- Übersetzung i < 7
- Kleiner Wellenabstand gute Laufruhe
- Großer Wellenabstand geringer Verschleiß
2. Wiederhohlung
Anordnung der Kettentriebe
Das Lasttrum sollte im idealen Fall oben liegen der maximal 60o aus der Waagerechten geneigt sein. Der horizontale Einbau ist ungünstig.
Durchhang des Kettentrums
Infolge des Polygoneffekts ändert sich die Trumlängen
periodisch, weshalb ein Durchhang (frel) der Kette gefordert
ist. Er soll 1…3% betragen um zusätzliche Belastungen zu
vermeiden. Bei zu großem Durchhang verringert sich der
Umschlingungswinkel und infolge kann die Kette
überspringen.
Hilfseinrichtungen
Voraussetzung für die Montage von Hilfseinrichtungen sind:
- schrägfreie und parallele Wellen
- korrekte Kettenspannung
Hier noch ein interessanter Link[1] zu einem meiner Meinung nach sehr innovativen Kettenspannsystem.
Schmierung und Wartung der Kettentriebe
Die Art der Schmierung richtet sich nach DIN 8195.
Nach DIN 8195 ist eine entsprechende Viskositätsklasse
bezogen auf die Umgebungstemperatur zu wählen:
Berechnung der Kräfte am Kettentrieb
3. Wiederhohlung
Allgemeine Fragen zum Thema Kettentriebe
Quellen
- Roloff/Matek: Maschinenelemente, Lehrbuch und Tabellenbuch,Vieweg Verlag, 18. Aufl. 2007, ISBN 3-834-80262-X , € 36,90.
- Roloff/Matek Maschinenelemente Formelsammlung,Vieweg Verlag, 8. Aufl. 2006. ISBN 3-834-80119-4, € 20,90.
- Tabellenbuch Metall, 43. Auflage. Europa Verlag , ISBN 3-8085-1673-9, € 21,50
Bildquellen
- Roloff/Matek: Maschinenelemente, Lehrbuch und Tabellenbuch,Vieweg Verlag, 18. Aufl. 2007, ISBN 3-834-80262-X , € 36,90.
Internet Link's
- www.roll-ring.com[2]