Deichbau
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Der globale Klimawandel lässt weltweit den Meeresspiegel steigen.
Wie gut sind die deutschen Küstengebiete auf dieses Risiko vorbereitet?
Warum Deiche?
„Wer nicht will weichen, der muss deichen“, sagt ein norddeutsches Sprichwort. Große Teile Nord- und Ostfrieslands liegen nur knapp über dem Meeresspiegel, und wie die Vergangenheit lehrt, können schwere Sturmfluten reichlich Leben, Land, Hab und Gut kosten.
Sylt, Amrum, oder Nordstrand etwa entstanden erst durch die so genannten Großen Mandränken zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert – zuvor waren sie Teil des Festlandes. Ein Beispiel aus jüngeren Tagen ist die Hamburger Sturmflut von 1962, die die Millionenstadt unvorbereitet traf und mehr als 300 Menschenleben forderte.
Seither haben Bund und Länder massiv in Schutzmaßnahmen investiert, sodass größere Katastrophenmeldungen in den letzten Jahren ausblieben. Doch wie sieht es zukünftig aus? Sind die deutschen Küsten auch weiterhin sicher angesichts des Klimawandels mit höherem Meeresspiegel und häufigeren Stürmen?
Rechnung mit Unbekannten
Bernd Probst vom schleswig-holsteinischen Umweltministerium meint: Ja. So seien die Deiche seines Bundeslandes auf die im letzten Klimabericht der Vereinten Nationen prognostizierten, steigenden Wasserstände gut vorbereitet. Zudem schlagen die Behörden weitere fünfzig Zentimeter auf diese Margen auf, um einen gewissen Puffer zu erhalten. Bis 2100 sollen die Pegel laut Klimabericht um bis zu 60 Zentimeter ansteigen, die Deiche müssten künftig also um 1,10 Meter höher ausfallen, was beim Ausbau berücksichtigt werde.
Es ist aber eine Rechnung mit Unbekannten, denn neben dem UN-Klimareport machte jüngst auch Stefan Rahmstorf Schlagzeilen: Der Forscher vom Potsdamer Institut für Klimaforschung berechnete, dass die Meeresspiegel in den letzten Jahren schneller anwuchsen als vermutet. Zahlen, die nun vielleicht die Behörden Niedersachsens nervös machen. Denn im Gegensatz zu ihren Kollegen in Schleswig-Holstein oder Bremen sahen sie bislang noch genügend Spielraum in den vorhandenen Anlagen, um dem anwachsenden Meer zu trotzen: Die Nordsee sei in den vergangenen hundert Jahren um 25 Zentimeter gestiegen und so viel werde auch in Zukunft nur erwartet, so lautet zumindest der letzte stand der niedersächsischen Küstenschutzplanung. Der stammt allerdings vom Dezember 2006 – und damit aus der Zeit vor UN-Report und Rahmstorf-Studie. Um ihre Deiche zukunftssicher zu machen, müssen die Niedersachen wohl noch nachbessern.
Höhe allein reicht nicht
Beliebig aufstockbar sind die Deiche jedoch nicht so ohne weiteres: Jedes Höhenwachstum muss an der Basis durch entsprechendes Breitenwachstum kompensiert werden, um die Statik im Gleichgewicht zu halten. Das nötige Land müsse jedoch erst den Eignern abgekauft werden, so der Bremer Deichexperte Michael Schirmer, was oft langwierige Verhandlungen erfordere. Hinzu kommen die oft schwierigen Bodenverhältnisse des Marschlands: Sie bestehen vor allem aus Schlick und anderen wasserhaltigen Sedimenten, die unter dem Gewicht der Dämme nachgeben und absacken – bei einer Erhöhung wäre so nichts gewonnen. Gefordert werden deshalb zweite Deichlinien im Hinterland, die im Falle eines Bruches in vorderster Linie die einströmenden Wassermassen aufhalten sollen. In diese Richtung gehen auch Entlastungspolder an Elbe und Weser, die bei Bedarf gezielt überschwemmt werden.
Einzelne Experten schlagen auch einen generellen Rückbau der Deiche vor, um der Nordsee mehr Auslauffläche zu geben. Viele dieser Vorschläge dürften aber nur gegen heftigen Widerstand durchzusetzen sein, weil einst mühsam gewonnenes Land wieder aufgegeben werden müsste. Trotzdem: Langfristig dürfte Weichen doch die sichere und billigere Alternative sein.
Quelle
--Anthony