Kugelumlaufspindel
Inhaltsverzeichnis
Definition
Eine Kugelumlaufspindel oder auch Kugelgewindetrieb (KGT) ist
die Gesamtheit eines Wälzschraubtriebes mit Kugeln als Wälzkörper.
Er dient zur Umsetzung einer Drehbewegung in eine Längsbewegung
oder umgekehrt. (Definition nach DIN 69051-1)
Verwendung
Haupteinsatzgebiete für die KGT sind Werkzeugmaschien. Sie dienen zur genauen Positionierung der Werkstückträger bzw. Werkzeugträgern. Die zu bewegenden Teile sind meistens an der Kugelumlaufmutter befestigt und zusätzlich über Linearführungen gelagert. In sehr vielen Bereichen des Maschinenbaus wurden früher Trapezgewindespindeln eingesetzt, die heutzutage fast schon vollständig von den KGT abgelöst. Zudem werden durchbauartbedingte Änderungen neue Einsatzgebiete erschlossen, in denen bisher meistens Hydrauliksysteme Verwendung fanden, wie z. B. bei Pressen, Spritzgießmaschinen und Servolenkungen.
Aufbau und Funktionsweise
Der KGT wird entweder direkt von einem Motor angetrieben oder aber auch über Getriebe und Riementriebe. Wie auch bei Wälzlagern dienen Kugeln in Laufrillen zwischen Spindel und Mutter zur Umsetzung einer Bewegung. Diese Kugeln wandern bei der Drehung axial. Durch Rückführkanäle in der Spindelmutter werden die Kugeln rückgeführt und ein Kreislauf entsteht. Die Kugeln zirkulieren.
Spindelgeometrie
Beide Flamken des Gewindes werden von den umlaufenden Kugeln im Idealfall an je einem Punkt (gothische Laufrille) berührt. Dieses geschieht Spielfrei. Sollte trotzdem ein Spiel vorhanden sein, kann dieses nachjustiert werden. Erklärung und Vorgehensweise wird im Punkt "Spiel und Vorspannung" näher erläutert!
Die Steigung der Kugekumlaufspindel wird in mm (Millimeter) angegeben. Die Millimeterangabe bezieht sich auf den Hub der Spindelmutter pro Umdrehung der Spindel. Durch diese Bestimmung werden Berechnungen zur Dimensionierung, z.B. einer Maschinenachse, erleichtert, da ab dem Antriebsmotor in der Regel Drehzahlen und Drehmomente auf den Trieb übermittelt werden. Auch lässt sich so mit Steigung und Drehzahl der Vorschub leicht ermitteln.
Kugelumlaufspindeln sollen trotz hoher Vorschübe und hohen dynamischen Lasten eine hohe Päzision, Positioniergenauigkeit gewährleisten.
Da ein Kugelgewindetrieb, anders als bei Wälzlagern, keinen Käfig besitzt, berühren sich die Wälzkörper. Dadurch ist die Geschwindigkeit begrenzt. Um möglichst viel Potenzial aus den Kugelgewindetrieben zu erreichen, werden spezielle Gewindetriebe gefertig, so genannte Hochleistungsgewindetriebe. Sie werden mit großen Steigungen gefertigt und kleinen Spindeldurchmessern.
Ein Verhältnis von 1:1 bedeutet nach Definition 100% Steigung der Rampe. Dieses Verhältnis wird bei standard Kugelgewindetrieben verwendet. Bei Hochleistungskugelgewindetrieben beträgt die Steigung ein mehrfaches des Spindeldurchmessers. Dabei werden Verhältnisse von 3:1 erreicht. Die Begrenzung ergibt sich aus der Notwendigkeit, einen Kompromiss mit der Anforderung mechanischer Stabilität zu finden, da die Spindel mit ihrer Laufrille die Kräfte überträgt. Für die Charakterisierung der Kräfteaufteilung werden Steigungswinkel und Lastwinkel nach DIN 69051 angegeben. Speziell abgestimmte, paarweise montierte Muttern dienen zur Kompensation auftretender, störender Schwingungen. Sie werden als Schwingungsdämpfer verwendet.
Maßnormen gibt es bei den KGT nur bei den Anschlussmaßen. Das Standardsortiment reicht von sogenannten Miniaturkugelgewindespindeln, Steigung 1 bis 16 mm und Spindeldurchmesser zwischen 6 bis 20 mm, bis hin zu KGT mit Steigungen von 50 mm und Spindeldurchmessern bis zu 125 mm. Auch bei den Spindellängen werden Variationen von wenigen Zentimetern bis zu mehreren Metern angeboten.
Muttergeometrie
Die Spindelmutter besteht aus folgenden Einzelteilen:
- Mutterkörpen mit eingearbeiteten Kugelläufen
- Kugelrückführkanal
- Rückführhülsen
- Befestigungen
Spindelmuttern werden in anbieterspezifischen Standards angeboten. Auch genormte Ausführungen werden als DIN Flanschmuttern oder DIN Doppelflanschmuttern aufgezeigt.
Kukelumlaufmutter werden passend zu der entsprechenden Spindel gefertigt, je nach Steigung und Durchmesser. Wie bei den Spindeln ist auch die Mutter relativ normfrei. Nur bei den Anschlüssen kann es Normungen geben.
Spiel und Vorspannung
Um das Spiel zwischen Spindel und Mutter auf nur wenige μm zu reduzieren oder gar vollkommen zu eleminieren, stehen verschiedene Möglichkeiten der Vorspannung zur Auswahl, die folgend erläutert werden.
Beanspruchung
Je nach Spindeldurchmesser und Spindelsteigung können KGT dynamische Lasten von wenigen Kilonewton (kN) bis hin zu hunderten kN aufnehmen. Bei Vorgespannten KGT wird bei hohen Drehzahlen, wie z.B. das Benutzen des Eingangs bei Maschinen, viel Wärme freigesetzt. Die entstandene Wärme beeinflusst das gesamte System. Durch die Wärmeausdehnung längs sich die Spindel und eine genaue Positioniergenauigkeit ist nicht mehr gegeben. Die Präzision der betroffenen Maschinenachse nimmt ab. Unter hoher Belastung erhöht ein Reiben der Kugeln aneinander das zur Bewegung nötige Drehmoment und Verursacht verschleiß. Hohlgebohrte Spindeln, durch die Kühlflüssigkeit fließt, können übermäßige Erwärmung so kompensieren.
Verschleißminderung
Die erste Art der Verschleißminderung ist das zuführen einer Kugel, die um wenige Mikrometer kleiner ist und zwischen zwei normalen Kugel positioniert wird. Diese Kugel übt keinen Druck auf die Gewindeflanken aus und unterliegt nicht den Zwang mitzulaufen. Durch die tragenden Kugeln wird die eingesetzte Kugel entgegen der eigentlichen Drehrichtung bewegt. Dieser Vorgang ist jedoch nur ein Kompromiss, da das entfernen der tragenden Kugeln die axiale Belastbarkeit veringert.
Eine weitere, sehr kostspilige Möglichkeit ist das einsetzten von Kugelkäfigen aus Kunststoff. Die Realisierung erfolgt deshalt auch nur bei Hochgeschwindigkeits-Kugelgewindetrieben.
Herstellung
Üblicher Weise wird die Spindel mit dem Verfahren des Gewindewirbelns hergestellt. Anschließend wird die Spindel gerollt und geschliffen. Zumeist wird die Laufrille gehärtet oder bei schnell drehenden Spindeln sogar beschichtet.
Weiterentwicklung
Adaptronischer Kugelgewindetrieb
Bei modernen, adaptronischen Kugelgewindetrieben variieren zwischen den Muttern eingebaute Aktorelemente die Vorspannung und wirken so der Wärmeentwicklung entgegen und vermindern Schwingungen.
Bei hohen, dynmischen Belastungen dämpfen weiterhin keramische Elemente im Trieb die Stöße und tragen damit zur Positioniergenauigkeit bei.
Rollengewindetrieb
Eine Weiterentwicklung der Kugelgewindetriebe sind sogenannte Rollengewindetriebe, die als Rollengewindetriebe mit Rollenrückführung oder als Planetenrollengewindetriebe ausgeführt sein können.
Kugel- und Rollengewindetriebe ihrerseits wiederum sind Komponenten sogenannter Aktoren, die in der Antriebstechnik weit verbreitet sind.
Quellen
- Wikipedia
- SKF GmbH
- Inkoma Maschinenbau GmbH
- NSK Europe ltd.
- Steinmeyer GmbH & Co.KG
- Paul Horn GmbH
- Buch: Berufsfeld Metall INDUSTRIEMECHANIK; STAM Verlag / 2. Auflage