Klebverbindungen: Unterschied zwischen den Versionen

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=Klebverbindungen=
 
=Klebverbindungen=
== Funktion und Wirkung ==
 
== Klebstoffarten==
 
=== Flüssigkleber===
 
  
  
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== Allgemeines ==
  
  
 
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=== Was ist Kleben:===
 
 
 
 
 
 
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Klebverbindungen
 
1. Allgemeines
 
1.1
 
Was ist Kleben:
 
 
Unter Kleben (nach DIN 16920) ist das oftmals nicht lösbare Verbinden/Fügen zwischen verschiedenen
 
Unter Kleben (nach DIN 16920) ist das oftmals nicht lösbare Verbinden/Fügen zwischen verschiedenen
 
oder gleichen Werkstoffen/Materialien zu verstehen. Das Verbinden/Fügen geschieht mit Hilfe eines
 
oder gleichen Werkstoffen/Materialien zu verstehen. Das Verbinden/Fügen geschieht mit Hilfe eines
 
Klebstoffes, welcher auf die Werkstoffe/Materialien aufgetragen oder zwischen ihnen eingebracht wird.
 
Klebstoffes, welcher auf die Werkstoffe/Materialien aufgetragen oder zwischen ihnen eingebracht wird.
 
Kleben ist somit eine feste und dauerhafte Oberflächenverbindung.
 
Kleben ist somit eine feste und dauerhafte Oberflächenverbindung.
Was ist ein Klebstoff
+
 
 +
=== Was ist ein Klebstoff: ===
 +
 
 
Definition des Klebstoffes nach DIN 16920: Ein Klebstoff ist ein nichtmetallischer flüssiger, plastischer
 
Definition des Klebstoffes nach DIN 16920: Ein Klebstoff ist ein nichtmetallischer flüssiger, plastischer
 
oder fester Stoff der Fügeteile unterschiedlicher oder gleicher Materialien durch Flächenhaftung
 
oder fester Stoff der Fügeteile unterschiedlicher oder gleicher Materialien durch Flächenhaftung
 
(Adhäsion) und innerer Festigkeit (Kohäsion) zeitweise oder dauerhaft miteinander verbinden kann.
 
(Adhäsion) und innerer Festigkeit (Kohäsion) zeitweise oder dauerhaft miteinander verbinden kann.
1.2
+
 
 +
=== Geschichtliches ===
 +
 
 
Kurzer Exkurs über die geschichtliche Entwicklung der Klebstoffe:
 
Kurzer Exkurs über die geschichtliche Entwicklung der Klebstoffe:
 
Ca. 5000 -2000 v.
 
Ca. 5000 -2000 v.
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um 1940 Entwicklung der Epoxidharze
 
um 1940 Entwicklung der Epoxidharze
 
um 1950 Entwicklung der Cyanacrylate (Sekundenkleber)
 
um 1950 Entwicklung der Cyanacrylate (Sekundenkleber)
1.3
+
 
Vorteile:
+
 
- verbinden unterschiedlicher (unterschiedlichster) Werkstoffpaarungen möglich
+
 
- ungünstige Werkstoffbeeinflussungen durch Oxidieren, Aushärten und Ausglühen entfallen
+
{| {{tabelle}} | a || b |- | 1 || 2 |}
- geringer thermischer Verzug aufgrund keiner bzw. nur gering vorliegender thermischer
+
 
Werkstoffbeanspruchung
+
----
- keine Kontaktkorrosion
 
- keine Oberflächenbeschädigung
 
kraft- und Spannungsverteilung ist gleichmäßig
 
- optisch anspruchsvolle Konstruktion möglich
 
- schwingungsdämpfend
 
- hohe Steifigkeit und Gewichtsersparnis aufgrund von Sandwichbauweise (Leichtbau)
 
- Verbindungen sind dicht, spaltfrei und isolierend
 
- Querschnittsminderung der Bauteile aufgrund von Löchern für Schraubverbindungen oder
 
Nietverbindungen entfällt. Daraus ergibt sich u.U. auch eine Gewichtsminderung
 
1.4
 
Nachteile:
 
- häufig ist eine aufwendige Oberflächenbehandlung erforderlich
 
- u.U. lange Abbindezeiten bis zur Endfestigkeit der Verbindung
 
- vielfach Flächendruck und Wärme zum abbinden notwendig
 
- geringe Schäl-, Warm-, Dauerfestigkeit
 
- oft kein Zerstörungsfreies Prüfen der Verbindung möglich
 
- empfindlich gegen Schlag und Stoßbelastung
 
2. Funktionsweise von Klebstoffen.
 
Wie eingangs schon erwähnt beeinflussen Adhäsion und Kohäsion die Klebeverbindung.
 
Unter Adhäsion versteht man hierbei die herrschenden Kräfte zwischen dem Kleber und dem Werkstoff
 
welcher mit dem Kleber in direktem Kontakt steht und unter Kohäsion die wirkenden Kräfte in der
 
Klebeschicht.
 
Grafik zur Verdeutlichung:
 
Abb.1 Abb.2
 
© Vieweg Verlag
 
Da die Adhäsionskräfte nur eine minimale Reichweite haben (molekulare Größenordnung) und
 
Oberflächen im mikroskopischen Bereich eher zerklüftet und rauh sind, kommen sich zwei Materialien in
 
der Realität nur selten so nahe, das es zu einer spürbaren Adhäsion (Grenzflächenhaftung) kommt. Nur
 
ein flüssiger Stoff kann sich den Oberflächenkonturen vollständig anpassen und als „Brückenmedium“ eine
 
Adhäsion bewirken. Da aber der innere Zusammenhalt (Kohäsion) von Flüssigkeiten im Normalfall äußerst
 
gering ist und sie somit als verbindendes Element nicht geeignet sind müssen sie die Eigenschaft haben,
 
nachdem sie sich an die Oberfläche geschmiegt haben zu verfestigen. Hier kommen nun die Klebstoffe ins
 
Spiel. Die benötigte Adhäsion ist gegeben und wenn ein Klebstoff aushärtet erhält er die nötige Kohäsion.
 
3. Einteilung von Klebstoffen
 
Klebstoffe können nach vielen verschiedenen Gesichtspunkten eingeteilt werden. z.B.
 
- nach der Bindefestigkeit
 
- nach der Art des Abbindemechanismus
 
- nach Anwendungsgebieten
 
- nach Art des Grundwerkstoffes
 
In der VDI-Richtline 2229, auf die im Folgenden eingegangen wird, werden Klebstoffe nach Art des
 
Abbindens eingeteilt:
 
3.1 physikalisch abbindende Klebstoffe: (Lösungsmittel-/Dispersionsklebstoffe)
 
Diese Arten der Klebstoffe sind häufig eine Lösung von natürlichen und makromolekularen Grundstoffen
 
(z.B. Kunstharze, Nitrozellulose oder Kautschuk) in organischen Lösemitteln (insb. Kohlenwasserstoffe)
 
bzw. Dispersionsmittel.
 
Die Klebeschicht entsteht durch physikalische Vorgänge wie das Ablüften des Lösungsmittels vor dem
 
Fügen, erstarren der Klebstoffschmelze oder Gelieren (bei einem mehrphasigen System).
 
Diese Kleber sind besonders geeignet um Metalle (undurchlässiges Werkstoffe) mit porösen Werkstoffen
 
wie z.B. Holz zu verbinden. Hingegen sind sie ungeeignet um zwei undurchlässige Werkstoffpaarungen
 
wie z.B. Metall – Metall zu verbinden, da bei größeren Klebeflächen ein ausreichendes Ablüften und somit
 
eine gute Bindung nicht möglich ist.
 
Physikalisch abbindende Klebstoffe sind thermoplastisch und sind somit wärmeempfindlich, sie haben eine
 
erhöhte Kriechneigung und sind anfälliger gegen Lösungsmittel als chemisch abbindende Klebstoffe.
 
Sie werden unterteilt in:
 
Kontaktklebstoff: wird beidseitig auf die Oberflächen aufgetragen und nach Ablüften des Lösungsmittels
 
innerhalb der Kontaktklebzeit (Herstellerangaben beachten) unter (starkem) Druck gefügt.
 
Schmelzklebstoff: wird in geschmolzenem Zustand ca. 150°C – 190°C aufgetragen und die Teile müssen
 
vor erstarren der „Schmelze“ gefügt werden. (Bp. Heissklebepistole)
 
Plastisole: sind lösungsmittelfreie Klebstoffe die bei einer Temperatur von 140°C bis 200°C abbinden.
 
Beispiele:
 
Klebstofftyp Beispiel Bedingungen Kompo-nenten Abbindetemperatur
 
Lösungsmittel
 
Dispersionsmittel
 
Anwendung
 
Schmelz-klebstoff Polyester,
 
1 warm ohne Papier, Textilien,
 
Leder, Kunststoffe
 
Plastisol-klebstoff PVC +Weichmacher
 
und Haftvermittler
 
1 warm ohne Metalle,
 
Keramik
 
Kontakt-klebstoff Poly-chloropen 1 kalt verdunsten vor
 
dem Kleben
 
Holz, Gummi,
 
Kunststoffe,
 
Metalle
 
3.2 chemisch abbindende Klebstoffe: (Reaktionsklebstoffe)
 
Reaktionsklebstoffe sind Klebstoffe, die durch zugesetzten Härter (Katalysator) oder weitere
 
Komponenten chemische Reaktionen auslösen, und somit sehr feste und dauerhafte Verbindungen
 
eingehen. Meist werden Reaktionsklebstoffe aus zwei Stoffen zusammengemischt Grundstoff (Bindemittel)
 
und Härter (Katalysator) daher werden sie auch Zwei-Komponenten-Kleber genannt. (bestehend aus
 
Epoxidharzen, Acrylatharzen und weiteren Harzen). Weiter gibt es bei den Reaktionsklebstoffen die
 
Gruppe der „Ein-Komponentenklebstoffe“ aus Cyanacrylat. (Sekundenkleber) Diese Klebstoffe benötigen
 
eine „unsichtbare“ zweite Komponente, die Feuchtigkeit, die sie aus der Umgebungsluft beziehen. Im
 
Allgemeinen gilt das abbinden der Reaktionsklebstoffe wird durch einen Katalysator, einwirken erhöhter
 
Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder durch entziehen des Sauerstoffes (anaerob) in gang gesetzt.
 
Da Reaktionsklebstoffe keine Lösungsmittel enthalten sind sie deshalb besonders geeignet für glatte, nicht
 
poröse und feste Materialien wie z.B. Glas, Metalle, Keramik, Kunststoffe und Gummi. Die Klebestellen
 
sollten aber vor dem Fügen durch anschleifen von anhaftenden Oxidschichten befreit werden.
 
Insbesondere gilt dies für Gummi, da es durch Einwirkung von UV-Strahlen und Ozon geschädigt wird und
 
keine klebefähige Schicht mehr hat.
 
Da die Abbindung u.U. Tage dauert ist es sinnvoll eine weitere dritte Komponente einen Beschleuniger
 
hinzuzufügen.
 
Reaktionsklebstoffe werden unterteilt in:
 
Polymerisationsklebstoffe: (Ein- oder Zweikomponentenkleber) Die Polymerisation wird durch die Reaktion
 
mit dem Katalysator ausgelöst. Bei den anaerob abbindenden Klebstoffen bleibt die Reaktion aus, solange
 
der Katalysator im Flüssigen Klebstoff mit Sauerstoff in Berührung kommt. Durch die Katalysatormenge
 
und Temperaturänderungen ist die Reaktionszeit beeinflussbar.
 
Polyadditionsklebstoffe: (Ein- oder Mehrkomponentenkleber) Durch die Reaktion von mindestens zwei
 
chemisch unterschiedlichen und reaktionsfähigen Stoffen, welche im stöchiometrischen Verhältnis
 
miteinander gemischt werden entstehen diese Klebstoffe.
 
Polykondensationsklebstoffe: reagieren bei einem Anpressdruck ≥0,4 N/mm2 unter abspalten flüchtiger
 
Stoffe und einer Abbindetemperatur von ca. 120°C bis 160°C
 
Beispiele:
 
Kunststofftyp Reaktionsbedingungen
 
Anzahl der
 
Komponenten
 
Abbindetemperatur
 
Reaktionsprodukte
 
Anwendung
 
Epoxid +Säureanhydride 2 warm Metalle, Keramik,
 
Kunststoffe
 
Epoxid +Polyamine 2 kalt Metalle, Keramik,
 
Kunststoffe
 
Polysocyanate +Polyole 2 Kalt Metalle, Keramik,
 
Kunststoffe
 
Cyanacrylate 1 Kalt Metalle, Keramik,
 
Kunststoffe,
 
Gummi
 
Methacrylate 1 Kalt Metalle
 
Harnstoff
 
Formaldehyd
 
+Styrol oder
 
Methacrylate
 
2 Kalt bleiben in der
 
Klebeschicht
 
Metalle,
 
Keramik,
 
Kunststoffe
 
Silicon-Harze + Feuchtigkeit 1 Kalt verdunsten
 
beim Kleben
 
Keramik
 
4. Klebverbindungen herstellen:
 
Aufgrund der großen Vielfalt von Klebstoffen mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften kann man nur
 
allgemeine Richtlinien angeben. Für die richtige Verarbeitung und Anwendung eines Klebstoffes sind
 
immer die Herstellerangaben zu beachten.
 
4.1 Vorbehandlung:
 
Um eine möglichst hohe Adhäsion des Klebstoffes zu erreichen müssen die Oberflächen der zu fügenden
 
Teile von Schmutz, Rost, Oxidschichten und Fett befreit werden. Zu glatte Oberflächen müssen vor dem
 
verkleben/fügen durch abschmirgeln oder sandstrahlen angeraut werden.
 
Haftgrundbehandlung versch. Werkstoffe:
 
© Handwerk und Technik
 
4.2 Klebvorgang:
 
Hier gilt auch die Herstellerangaben unbedingt beachten um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Im
 
Normalfall werden Lösemittelhaltige Klebstoffe entsprechend der Konsistenz beidseitig mit Pinsel oder
 
Spachtel auf die Fügeteile aufgetragen, Dann sollten die Fügeteile eine Zeit „ruhen“, damit ein Großteil
 
des Lösemittels verdunsten und der Grundstoff sich durch Adhäsion mit der Oberfläche verbinden kann.
 
Nach genügender Abbindung des Klebstoffes werden beide Fügeteile unter Druck zusammengefügt. Nun
 
wird die Verbindung durch Kohäsion in der Klebeschicht hergestellt. Die Klebeschicht ist in der Regel nach
 
ein bis zwei tagen aufgrund des Verdunstens des Lösemittels vollständig abgebunden.
 
Bei Reaktionsklebstoffen wird das Gemisch aus den Komponenten einseitig auf eines der Fügeteile, mit
 
der vorbereiteten Oberfläche, aufgetragen (entsprechend des Klebstoffes auch gestreut oder bei
 
Klebefolien aufgelegt). Die Teile können in der Regel sofort gefügt werden, da ja kein Lösemittel
 
verdunsten muss. Entsprechend des Klebstoffes erfolgt das Abbinden mit oder ohne Druck/Wärmeeinfluss
 
innerhalb weniger Minuten (Warmklebstoffen) oder in mehreren Tagen (Kaltklebstoffe).
 
Man sollte immer nur soviel Klebstoff anmischen wie gebraucht wird bzw. soviel wie während der Tropfzeit
 
verarbeitet werden kann, da die Reaktion sofort nach dem vermischen der Komponenten einsetzt.
 
4.3 Nachbehandlung:
 
Je nach Einsatz der Werkstücke und des verwendeten Klebstoffes müssen die Klebefugen nachbehandelt
 
werden. Dies geschieht durch einfaches Entfernen von Kleberesten (sofern nicht schon beim Kleben
 
geschehen) durch abschmirgeln/-schleifen bis hin zum Lackieren der Fugen. Das versehen mit
 
Lacküberzügen ist besonders bei vielen Reaktionsklebern wichtig, da sie oftmals wasserempfindlich sind.
 
5. Auslegung/Gestalten:
 
Grundsätzlich gilt:
 
Klebgerecht konstruieren und richtige Wahl des Klebers (siehe RM TB 5-2)
 
Weiter ist zu beachten:
 
- Klebefläche ausreichend dimensionieren (Überlappungen bevorzugen)
 
- Scherbeanspruchung in der Klebefuge anstreben
 
- Zugbeanspruchung nur in besonderen Fällen zulassen
 
- Fugenspalt so klein wie möglich halten
 
- Schälbeanspruchung unter allen Umständen vermeiden (konstruktive Maßnahmen z.B.
 
Versteifungen)
 
- Schutz vor Witterung und Feuchtigkeit (z.B. Lacküberzug)
 
Zugbeanspruchung Scherbeanspruchung Schälbeanspruchung
 
günstig günstig ungünstig - vermeiden
 
Beispiel für eine Klebgerechte Konstruktion wenn Stumpf an Stumpf liegt:
 
Ungünstig
 
geringe Fläche
 
Günstig
 
Flächenvergrösserung durch Schräge
 
Folgernd lässt sich sagen:
 
In Bezug auf auftretende Kräfte:
 
- Bevorzugt sollten Klebverbindungen auf Druck/Zug oder Scherung belastet werden.
 
Biege- und Schälbelastungen sollten vermieden werden.
 
In Bezug auf Abmessungen:
 
- Je grösser die Kraft ist die übertragen wird, desto grösser muss die Klebefläche sein.
 
6. Festigkeit und Einflüsse darauf:
 
Die Festigkeit von Klebverbindungen ist von einer Vielzahl von Faktoren abhängig. Hier gilt angaben des
 
Herstellers beachten. Bp.
 
- Temperatur
 
- Verarbeitung
 
- Vorbereitung
 
- Umwelteinflüsse
 
Es gibt mehrere Faktoren die die Festigkeit der Klebverbindung beeinflussen:
 
- Korrosionsbeständigkeit
 
- Alterungsbeständigkeit/Zeit
 
- Warmfestigkeit
 
6.1 Korrosionsbeständigkeit: Reaktionsklebstoffe sind im Allgemeinen beständiger als
 
Lösungsmittelklebstoffen gegenüber Lösungsmitteln (z.B. Alkohol, Aceton, Benzin, etc.) und anderen
 
Flüssigkeiten (z.B. Öle, Säuren, Laugen, etc.) Bei Einwirkung von Wasser über einen längeren Zeitraum
 
ergeben sich jedoch Festigkeitsminderungen (verstärkt noch durch Wärmeeinwirkung) durch
 
Beeinträchtigung der Adhäsion und Kohäsion.
 
6.2 Alterungsbeständigkeit: bei Metallklebungen ist abhängig von der Art des verwendeten Klebstoffes,
 
den zu fügenden Materialien, der Vorbehandlung der Oberfläche und besonders von schädigenden
 
Umwelteinflüssen. Die warmabbindenden Klebstoffe sind in der Regel beständiger als kaltabbindende
 
Klebstoffe. Direkt nach dem Abbinden besitzen die Klebstoffe die größte Bindefestigkeit, daraufhin stellt
 
sich jedoch ein u.U. über längeren Zeitraum andauernder Festigkeitsabfall ein.
 
6.3 Warmfestigkeit: Klebstofffestigkeit ist stark Temperaturabhängig. Auch hier zeigen die
 
warmabbindenden Klebstoffe ein besseres verhalten als die kaltabbindenden. Je nach Klebstoffsorte lässt
 
sich kurzzeitige Beständigkeit bis zu +350°C realisieren, zu berücksichtigen ist dabei jedoch ein
 
Festigkeitsverlust. In der Regel liegt die zulässige Dauertemperatur zwischen ca. +80°C und +150°C.
 
Um die Festigkeit einer Klebverbindung zu demonstrieren wird ein Zugversuch durchgeführt.
 
6.4 Versuch:
 
Ermittlung der Festigkeit mehrerer Klebeverbindungen.
 
Proben:
 
Prüfkörper: AlMg3 Sandgestrahlt 80x40x3 / 80x40x2
 
Klebstoff UHU Plus Endfest 300
 
Bedingungen:
 
Aushärtung des Klebstoffes bei verschiedenen Temperaturen:
 
20°C – 24 Stunden
 
70°C – 50 Minuten
 
180°C – 10 Minuten
 
Auftragsfläche ca. 40x15 mm ( 600mm2) / für 180°C zusätzlich 40x20 mm (800mm2)
 
Unverklebte Probenkörper Flachzugprobe 40x80x145
 
Durchführung: folgt nach versuchsende….
 
7. Anwendungsgebiete und Belastbarkeit:
 
So vielfältig die Welt der Klebstoffe ist so vielfältig sind auch ihre Anwendungsgebiete. Man kann sagen,
 
dass für so ziemlich jede Anwendung ein spezieller Klebstoff erhältlich ist. Hauptanwendungen in
 
Werkstätten sind
 
- Schraubensicherung
 
- Verbinden von Werkstücken verschiedenster Materialien
 
- Verbinden von Wellen/Naben
 
- Flächendichtungen
 
Auch bei der Belastbarkeit muss man sich an die Vorgaben zum Verarbeiten des Klebstoffes halten um
 
eine optimale Verbindung zu erhalten. (siehe Zugversuch)
 
8. Berechnung von Klebverbindungen:
 
Eine optimale Bemessung und Berechnung erweist sich aufgrund von sehr vielen Einflussfaktoren welche
 
vom verwendeten Klebstoff abhängen als schwierig. Daher sind Berechnungen nur Richtwerte.
 
Bindefestigkeit (Zug-Scherfestigkeit)𝜏𝐾𝐵 : sie ist die wichtigste Kenngröße für die Berechnung einer
 
Klebverbindung. Sie ist das Verhältnis der Zerreißkraft Fm zur Klebefugenfläche AK.
 
Schälfestigkeit: ist der ungünstigste Faktor einer Klebverbindung und muss/sollte konstruktiv vermieden
 
werden. Berechnet wird der Widerstand gegen Schälbeanspruchung
 
Formeln : (RM TB s.24-26)
 
AKl mm2 Klebfugenfläche S 1 Sicherheit
 
b mm Klebfugenbreite σ N/mm Schälfestigkeit
 
F N Schälkraft σabs N/mm abs. Schälfestigkeit
 
Fm N Zerreißkraft σKB N/mm2 Zugfestigkeit
 
Fmax N Max. übertragb. Kraft τKB N/mm2 Zugscherfestigkeit
 
lü Mm Überlappungslänge
 
t mm kleinste Bauteildicke
 
Berechnungsaufgabe 1:
 
Bei einem Zugversuch am Prüfstab ergab sich eine Bruchlast Fm=5200N. Wie groß ist die Bindefestigkeit
 
τKB des verwendeten Reaktionsklebstoffes.
 
Lösung:
 
Berechnungsaufgabe 2:
 
Bei einem Schälversuch an dem Prüfkörper
 
war zum Einreißen der Klebverbindung
 
eine Kraft F1=450N und zum fortlaufenden
 
Schälen die Kraft F2=180N erforderlich.
 
Zu ermitteln sind:
 
A: die absolute Schälfestigkeit σabs
 
B: die relative Schälfestigkeit σrel
 
Lösung:
 
Berechnungsaufgabe 3
 
Das Ende eines Wasserrohres aus Polyvinylchlorid (PVC) mit
 
Aussendurchmesser da=63mm und einer Wandstärke von
 
t=3mm wird mit einer Kappe verschlossen, welche aufgeklebt
 
werden soll. Es ist zu ermitteln ob die Klebverbindung bei
 
einem maximalen Wasserdruck p = 4 bar sicher hält, wenn die
 
Bindefestigkeit des Klebers bei 20mm Überlappungslänge.
 
τKB = 8 N/mm2 beträgt. Standard Sicherheit 1,5-2,5.
 
(Druck siehe auch TB s.42)
 
Lösung
 
Extra Berechnungsaufgabe:
 
Für die Klebverbindung eines Zahnrades mit einem Wellenzapfen ist ein Kaltkleber
 
verwendet worden, der bei der verwendeten Werkstoffpaarung eine statische
 
Bindefestigkeit τKB =15 N/mm2 hat.
 
Welche Leistung in kW kann von der Verbindung bei einer Drehzahl n=125 min-1
 
übertragen werden.
 
Lösung
 
9.Gefahren von Klebstoffen für den Menschen
 
Das Hauptproblem des Klebens, stellen die Lösungsmittel dar. Weitere enthaltene Problemstoffe sind
 
Fungizide (pilzabtötende Stoffe), Konservierungsmittel oder Weichmacher.
 
Die größte Gefahr geht aber in erster Linie von den leichtflüchtigen Anteilen des Klebstoffes aus, welche je
 
nach individueller Empfindlichkeit und Vorschädigung bei häufigerem Kontakt äußerst schwerwiegende
 
Krankheiten und Zerstörungen anrichten können. Das Spektrum geht von Schleimhautreizungen über
 
Kopfschmerzen, Übelkeit bis hin zur krebserregenden Wirkung einiger Komponenten und Schädigung von
 
Leber und Niere (Entgiftung).
 
Daher müssen bei der Verwendung von Klebstoffen eine ganze Reihe von Vorsichtsmaßnahmen und
 
Richtlinien beachtet werden.
 
- Absauganlagen bzw. ausreichende Lüftung
 
- Körperschutz (Persönliche Schutzausrüstung)
 
- Lagerung in überschaubaren Mengen
 
- Beachten der Warnhinweise des Herstellers (R und S Sätze)
 
.
 
Beispiel für Warnhinweise
 
Informationen über den sicheren Umgang mit Klebstoffen kann man bei jedem Klebstoffhersteller bzw.
 
Lieferanten anfordern.
 
10. Besondere Anwendungen:
 
Cyanacrylatklebstoff besser bekannt als Sekundenkleber ist ein 1-Komponentenkleber, welcher binnen
 
kürzester Zeit Abbindet. Bei dem Abbindevorgang entstehen dämpfe mit deren Hilfe man Fingerabdrücke
 
sichtbar machen kann. Dieses verfahren wurde und wird in der Kriminalistik auch heute noch angewendet.
 
Versuch
 
Geräte und Chemikalien:
 
Becherglas 250ml, Aluminiumfolie, kleine Aluminiumschale (gefertigt aus der Aluminiumfolie), Cyanacrylat
 
(Sekundenkleber), Polyethylenfolie (Frischhaltefolie), Heizschrank (ca. 60°C vorgeheizt), Gummiband, Spritze 2ml,
 
Einweg Handschuhe. Zange ( Pinzette)
 
Sicherheit:
 
Cyanacrylat ist reizend (Xi), kann innerhalb von Sekunden Haut und Augenlider verkleben. In gut
 
gelüfteten Räumen verarbeiten.
 
Durchführung:
 
Auf ein ca. 10x10 cm großes Stück Pe oder Aluminium Folie wird mittig ein oder mehrere Fingerabdrücke
 
durch anfassen bzw. berühren der Folie mit der Fingerkuppe, aufgebracht ggf. kann man den Bereich mit
 
einem Edding markieren.
 
Aus einem weiteren Stück Aluminiumfolie wird eine kleine schale geformt in welche später der Klebstoff
 
eingefüllt wird. Größe: ca. 10mm Durchmesser, Höhe ca. 5mm Wichtig! ist, das der Boden der schale
 
keine löcher aufweist wo Kleber entweichen kann.
 
Mit der Spritze werden ca. 2ml Wasser in das Becherglas gegeben.
 
In die Aluminiumschale wird eine ca. erbsengroße Menge Cyanacrylat gegeben !!ACHTUNG!! Die schale
 
wird vorsichtig in das Becherglas gestellt. (Pinzette, Zange)
 
Mit der Vorbereiteten Pe bzw. Aluminiumfolie wird das Becherglas verschlossen und mit einem
 
Gummiband fixiert. Die Folie ist so aufzulegen, das die Oberfläche mit dem Fingerabdruck nach innen
 
Zeigt.
 
Man stellt nun das Gefäß in den Heizschrank bei ca. 60°C und für eine Dauer von ca. 20-30 Minuten
 
Beobachtung:
 
Fingerabdrücke werden als weißes Muster auf der Folie sichtbar. (siehe Foto)
 
Durch Cyanacrylat sichtbar gemachte Fingerabdrücke
 
11. Normung:
 
11.1: DIN-Normen
 
DIN 8593-8
 
DIN 16920
 
DIN 16921
 
DIN EN 923
 
DIN EN ISO 9664
 
11.2: VDI-Richtlinien:
 
VDI 3821 Kunststoffkleben
 
VDI 2229 Metallkleben
 
Alle DIN-Normen/VDI-Richtlinien kann man beim BEUTH Verlag beziehen.
 
12. Weblinks:
 
Hersteller:
 
- Loctite
 
- Sika
 
- UHU
 
- ...
 
Informationen:
 
- Industrieverband Klebstoffe
 
- Konstruktionsatlas
 
- TU-Clausthal (Folie 23: Löt und Klebverbindungen)
 
- …
 
13.Quellen:
 
Quellen
 
Roloff/Matek: Maschinenelemente, Lehrbuch und Tabellenbuch, Vieweg Verlag, 18. Aufl. 2007,
 
ISBN 978-3-8348-0262-0
 
Roloff/Matek Maschinenelemente Formelsammlung, Vieweg Verlag, 8. Aufl. 2006,
 
ISBN 978-3-8348-0119-7
 
Roloff/Matek Maschinenelemente Aufgabensammlung, Vieweg Verlag,
 
ISBN 978-3-8348-0340-5
 
Fertigungstechnik 2, Handwerk + Technik GmbH, 10. Auflage,
 
ISBN 978-3-582-02313-1
 
Tabellenbuch Metall 43. Auflage mit Formelsammlung
 
ISBN 3-8085-1723-9
 

Version vom 16. Februar 2008, 13:14 Uhr

Klebverbindungen

Allgemeines

Was ist Kleben:

Unter Kleben (nach DIN 16920) ist das oftmals nicht lösbare Verbinden/Fügen zwischen verschiedenen oder gleichen Werkstoffen/Materialien zu verstehen. Das Verbinden/Fügen geschieht mit Hilfe eines Klebstoffes, welcher auf die Werkstoffe/Materialien aufgetragen oder zwischen ihnen eingebracht wird. Kleben ist somit eine feste und dauerhafte Oberflächenverbindung.

Was ist ein Klebstoff:

Definition des Klebstoffes nach DIN 16920: Ein Klebstoff ist ein nichtmetallischer flüssiger, plastischer oder fester Stoff der Fügeteile unterschiedlicher oder gleicher Materialien durch Flächenhaftung (Adhäsion) und innerer Festigkeit (Kohäsion) zeitweise oder dauerhaft miteinander verbinden kann.

Geschichtliches

Kurzer Exkurs über die geschichtliche Entwicklung der Klebstoffe: Ca. 5000 -2000 v. Chr. Birkenharz diente zum Befestigen von Harpunen- und Speerspitzen im Schaft Sumerer und Ägypter, benutzten für ihre Tempel mit Asphalt. Weitere Rohstoffe aus denen sie Klebstoff gewinnen konnten waren: Erdpech und Baumharz. 1754 Zum ersten Mal patentiert wurde ein Klebstoff ( ein Tischlerleim ) in England patentiert. um 1870 Synthetische Klebstoffe Entdeckung der Nitrozellulose um 1900 Entwicklung der Phenol-Formaldehydharze um 1912 Entwicklung von PVAc bis 1935 Entwicklung der Polyacrylate, Harnstoff-Formaldehydharze, Polyurethane, Polychloroprene um 1940 Entwicklung der Epoxidharze um 1950 Entwicklung der Cyanacrylate (Sekundenkleber)