Diskussion:Presseberichte März 2007
28. März
Landeszeitung zum Ausbau der Ostumgehung (1)
In den Stadtteilen Moorfeld, Lüne und Ebensberg gehen die Bürger auf die Barrikaden. Die Aussicht, dass die geplante Autobahn 39, wie berichtet, nun im Stadtgebiet auf der alten Ostumgehung (Foto) geplant wird, ist für sie inakzeptabel. Sie sagen: Die Stadt, die zwar offiziell noch andere Trassen fordere, knicke ein. A Seite 5
Landeszeitung zum Ausbau der Ostumgehung (2)
Bürger vom Ebensberg, aus Lüne und Moorfeld sind wütend über A 39-Pläne für Ostumgehung
jm Lüneburg. Ob in Lüne, im Moorfeld oder am Ebensberg, über Gartenzäune und Büsche hinweg gab es nur ein Thema: Dass die Ostumgehung in die Favoritenrolle beim Bau der Autobahn 39 rückt. „Unfassbar“, „menschenverachtend“, „inkonsequentes Verhalten der Stadt“, lauten die Meinungen. Die Anwohner fühlen sich als „Bauernopfer“.
Die Mitglieder der Bürgerinitiative Lüne-Moorfeld sind wütend. „Ich bin auf 180“, platzt es aus Verena Fiedler heraus, „gegen den Lärm der Ostumgehung ist schon nichts zu machen. Mit einer Autobahn rollt aber noch mehr Verkehr direkt am eigenen Zuhause vorbei.“ Das Eigenheim zu verkaufen und wegzuziehen, sei keine Alternative. „Bei einem Makler hatten wir uns erkundigt“, sagt Fiedler, „aber der geht mittlerweile von einem Wertverlust von etwa 50 Prozent für die Häuser aus.“ Detlef Giesler stimmt in die Kritik ein: „Eine Trasse durch Wohngebiet zu favorisieren, ist menschenverachtend. Angesichts der von den Planern angesprochenen problematischen Verkehrssicherheit werden offenbar Unfälle in Kauf genommen.“
Für Friedhelm Feldhaus, Sprecher des Dachverband der Bürgerinitiativen gegen die A 39, bestätigt sich eine lang gehegte Befürchtung: „Die Stadt knickt ein, lässt sich nun doch auf eine Trasse durchs Stadtgebiet ein.“ Momentan werde alles zwar noch mit positiven Worten und Bemühungen verkleidet, aber die meisten Anwohner seien überzeugt, dass keine Taten folgen.
Diese Sorge teilt auch Bürgermeister Dr. Gerhard Scharf (CDU). „Hunderttausende von Euro wurden für Gutachten ausgegeben. Die wirken plötzlich wie ein Alibi, das nur das Gewissen erleichtern soll. Wie ein fauler Kompromiss wirken die Pläne.“ Empört ist der Ratsherr über die schlechte Kommunikation. „Am vergangenen Donnerstag hat der Rat getagt, aber er wurde nicht einmal über den Gesprächstermin zur A39 am Freitag in der Regierungsvertretung informiert.“
Die Stadt hält zwar weiter an ihrer Forderung nach einer Westumfahrung oder einer östlicheren Trasse fest, weiß aber, sie steht damit allein. Sie sichert unterdessen zu, die Anwohner an der Ostumgehung zu unterstützen. Konkret bedeute das: Sie will Gutachter beauftragen, die genau prüfen, wie ein Deckel auf der Ostumgehung gestaltet werden kann und was er kostet. Verkehrsdezernentin Andrea Schröder-Ehlers erklärt: „Auf dem Deckel könnte eine Erdschicht aufgetragen werden und ein Fußweg, um Moorfeld nicht zu zerteilen.“
Prüfen lassen will die Stadt auch, welche Geschwindigkeitsbegrenzung auf einer ausgebauten Ostumgehung gelten müsste und ob sie mit so genannten Blitzern kontrolliert würde. Zudem stelle sich die Frage, ob Anwohner Ansprüche geltend machen könnten, weil der Bau der A39 einen Wertverlust ihrer Häuser bedeuten würde. Beim Anhörungstermin am 19. April in Uelzen werde die Stadt nochmals ihre Argumente vortragen.
Die Anwohner haben bereits ihr eigenes Fazit gezogen. „Wir waren bisher zu zahm“, sagt Giesler. „Aber aus unserem losen Zusammenschluss von Gleichgesinnten wird jetzt eine rechtsfähige Organisation. Wir rüsten uns für einen Rechtsstreit.“ Dass der Kampf gegen eine Autobahn zum Lebensmittelpunkt werden könnte, haben die Mitglieder der Bürgerinitiative nie erwartet. „Es kostet Kraft“, gesteht Fiedler, „aber es
schweißt auch zusammen.“