== Klebstoffarten==
=== Flüssigkleber===
 
 
 
Klebverbindungen
1. Allgemeines
1.1
Was ist Kleben:
Unter Kleben (nach DIN 16920) ist das oftmals nicht lösbare Verbinden/Fügen zwischen verschiedenen
oder gleichen Werkstoffen/Materialien zu verstehen. Das Verbinden/Fügen geschieht mit Hilfe eines
Klebstoffes, welcher auf die Werkstoffe/Materialien aufgetragen oder zwischen ihnen eingebracht wird.
Kleben ist somit eine feste und dauerhafte Oberflächenverbindung.
Was ist ein Klebstoff
Definition des Klebstoffes nach DIN 16920: Ein Klebstoff ist ein nichtmetallischer flüssiger, plastischer
oder fester Stoff der Fügeteile unterschiedlicher oder gleicher Materialien durch Flächenhaftung
(Adhäsion) und innerer Festigkeit (Kohäsion) zeitweise oder dauerhaft miteinander verbinden kann.
1.2
Kurzer Exkurs über die geschichtliche Entwicklung der Klebstoffe:
Ca. 5000 -2000 v.
Chr.
Birkenharz diente zum Befestigen von Harpunen- und Speerspitzen im Schaft
Sumerer und Ägypter, benutzten für ihre Tempel mit Asphalt. Weitere Rohstoffe aus
denen sie Klebstoff gewinnen konnten waren: Erdpech und Baumharz.
1754 Zum ersten Mal patentiert wurde ein Klebstoff ( ein Tischlerleim ) in England patentiert.
um 1870 Synthetische Klebstoffe
Entdeckung der Nitrozellulose
um 1900 Entwicklung der Phenol-Formaldehydharze
um 1912 Entwicklung von PVAc
bis 1935 Entwicklung der Polyacrylate, Harnstoff-Formaldehydharze, Polyurethane, Polychloroprene
um 1940 Entwicklung der Epoxidharze
um 1950 Entwicklung der Cyanacrylate (Sekundenkleber)
1.3
Vorteile:
- verbinden unterschiedlicher (unterschiedlichster) Werkstoffpaarungen möglich
- ungünstige Werkstoffbeeinflussungen durch Oxidieren, Aushärten und Ausglühen entfallen
- geringer thermischer Verzug aufgrund keiner bzw. nur gering vorliegender thermischer
Werkstoffbeanspruchung
- keine Kontaktkorrosion
- keine Oberflächenbeschädigung
kraft- und Spannungsverteilung ist gleichmäßig
- optisch anspruchsvolle Konstruktion möglich
- schwingungsdämpfend
- hohe Steifigkeit und Gewichtsersparnis aufgrund von Sandwichbauweise (Leichtbau)
- Verbindungen sind dicht, spaltfrei und isolierend
- Querschnittsminderung der Bauteile aufgrund von Löchern für Schraubverbindungen oder
Nietverbindungen entfällt. Daraus ergibt sich u.U. auch eine Gewichtsminderung
1.4
Nachteile:
- häufig ist eine aufwendige Oberflächenbehandlung erforderlich
- u.U. lange Abbindezeiten bis zur Endfestigkeit der Verbindung
- vielfach Flächendruck und Wärme zum abbinden notwendig
- geringe Schäl-, Warm-, Dauerfestigkeit
- oft kein Zerstörungsfreies Prüfen der Verbindung möglich
- empfindlich gegen Schlag und Stoßbelastung
2. Funktionsweise von Klebstoffen.
Wie eingangs schon erwähnt beeinflussen Adhäsion und Kohäsion die Klebeverbindung.
Unter Adhäsion versteht man hierbei die herrschenden Kräfte zwischen dem Kleber und dem Werkstoff
welcher mit dem Kleber in direktem Kontakt steht und unter Kohäsion die wirkenden Kräfte in der
Klebeschicht.
Grafik zur Verdeutlichung:
Abb.1 Abb.2
© Vieweg Verlag
Da die Adhäsionskräfte nur eine minimale Reichweite haben (molekulare Größenordnung) und
Oberflächen im mikroskopischen Bereich eher zerklüftet und rauh sind, kommen sich zwei Materialien in
der Realität nur selten so nahe, das es zu einer spürbaren Adhäsion (Grenzflächenhaftung) kommt. Nur
ein flüssiger Stoff kann sich den Oberflächenkonturen vollständig anpassen und als „Brückenmedium“ eine
Adhäsion bewirken. Da aber der innere Zusammenhalt (Kohäsion) von Flüssigkeiten im Normalfall äußerst
gering ist und sie somit als verbindendes Element nicht geeignet sind müssen sie die Eigenschaft haben,
nachdem sie sich an die Oberfläche geschmiegt haben zu verfestigen. Hier kommen nun die Klebstoffe ins
Spiel. Die benötigte Adhäsion ist gegeben und wenn ein Klebstoff aushärtet erhält er die nötige Kohäsion.
3. Einteilung von Klebstoffen
Klebstoffe können nach vielen verschiedenen Gesichtspunkten eingeteilt werden. z.B.
- nach der Bindefestigkeit
- nach der Art des Abbindemechanismus
- nach Anwendungsgebieten
- nach Art des Grundwerkstoffes
In der VDI-Richtline 2229, auf die im Folgenden eingegangen wird, werden Klebstoffe nach Art des
Abbindens eingeteilt:
3.1 physikalisch abbindende Klebstoffe: (Lösungsmittel-/Dispersionsklebstoffe)
Diese Arten der Klebstoffe sind häufig eine Lösung von natürlichen und makromolekularen Grundstoffen
(z.B. Kunstharze, Nitrozellulose oder Kautschuk) in organischen Lösemitteln (insb. Kohlenwasserstoffe)
bzw. Dispersionsmittel.
Die Klebeschicht entsteht durch physikalische Vorgänge wie das Ablüften des Lösungsmittels vor dem
Fügen, erstarren der Klebstoffschmelze oder Gelieren (bei einem mehrphasigen System).
Diese Kleber sind besonders geeignet um Metalle (undurchlässiges Werkstoffe) mit porösen Werkstoffen
wie z.B. Holz zu verbinden. Hingegen sind sie ungeeignet um zwei undurchlässige Werkstoffpaarungen
wie z.B. Metall – Metall zu verbinden, da bei größeren Klebeflächen ein ausreichendes Ablüften und somit
eine gute Bindung nicht möglich ist.
Physikalisch abbindende Klebstoffe sind thermoplastisch und sind somit wärmeempfindlich, sie haben eine
erhöhte Kriechneigung und sind anfälliger gegen Lösungsmittel als chemisch abbindende Klebstoffe.
Sie werden unterteilt in:
Kontaktklebstoff: wird beidseitig auf die Oberflächen aufgetragen und nach Ablüften des Lösungsmittels
innerhalb der Kontaktklebzeit (Herstellerangaben beachten) unter (starkem) Druck gefügt.
Schmelzklebstoff: wird in geschmolzenem Zustand ca. 150°C – 190°C aufgetragen und die Teile müssen
vor erstarren der „Schmelze“ gefügt werden. (Bp. Heissklebepistole)
Plastisole: sind lösungsmittelfreie Klebstoffe die bei einer Temperatur von 140°C bis 200°C abbinden.
Beispiele:
Klebstofftyp Beispiel Bedingungen Kompo-nenten Abbindetemperatur
Lösungsmittel
Dispersionsmittel
Anwendung
Schmelz-klebstoff Polyester,
1 warm ohne Papier, Textilien,
Leder, Kunststoffe
Plastisol-klebstoff PVC +Weichmacher
und Haftvermittler
1 warm ohne Metalle,
Keramik
Kontakt-klebstoff Poly-chloropen 1 kalt verdunsten vor
dem Kleben
Holz, Gummi,
Kunststoffe,
Metalle
3.2 chemisch abbindende Klebstoffe: (Reaktionsklebstoffe)
Reaktionsklebstoffe sind Klebstoffe, die durch zugesetzten Härter (Katalysator) oder weitere
Komponenten chemische Reaktionen auslösen, und somit sehr feste und dauerhafte Verbindungen
eingehen. Meist werden Reaktionsklebstoffe aus zwei Stoffen zusammengemischt Grundstoff (Bindemittel)
und Härter (Katalysator) daher werden sie auch Zwei-Komponenten-Kleber genannt. (bestehend aus
Epoxidharzen, Acrylatharzen und weiteren Harzen). Weiter gibt es bei den Reaktionsklebstoffen die
Gruppe der „Ein-Komponentenklebstoffe“ aus Cyanacrylat. (Sekundenkleber) Diese Klebstoffe benötigen
eine „unsichtbare“ zweite Komponente, die Feuchtigkeit, die sie aus der Umgebungsluft beziehen. Im
Allgemeinen gilt das abbinden der Reaktionsklebstoffe wird durch einen Katalysator, einwirken erhöhter
Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder durch entziehen des Sauerstoffes (anaerob) in gang gesetzt.
Da Reaktionsklebstoffe keine Lösungsmittel enthalten sind sie deshalb besonders geeignet für glatte, nicht
poröse und feste Materialien wie z.B. Glas, Metalle, Keramik, Kunststoffe und Gummi. Die Klebestellen
sollten aber vor dem Fügen durch anschleifen von anhaftenden Oxidschichten befreit werden.
Insbesondere gilt dies für Gummi, da es durch Einwirkung von UV-Strahlen und Ozon geschädigt wird und
keine klebefähige Schicht mehr hat.
Da die Abbindung u.U. Tage dauert ist es sinnvoll eine weitere dritte Komponente einen Beschleuniger
hinzuzufügen.
Reaktionsklebstoffe werden unterteilt in:
Polymerisationsklebstoffe: (Ein- oder Zweikomponentenkleber) Die Polymerisation wird durch die Reaktion
mit dem Katalysator ausgelöst. Bei den anaerob abbindenden Klebstoffen bleibt die Reaktion aus, solange
der Katalysator im Flüssigen Klebstoff mit Sauerstoff in Berührung kommt. Durch die Katalysatormenge
und Temperaturänderungen ist die Reaktionszeit beeinflussbar.
Polyadditionsklebstoffe: (Ein- oder Mehrkomponentenkleber) Durch die Reaktion von mindestens zwei
chemisch unterschiedlichen und reaktionsfähigen Stoffen, welche im stöchiometrischen Verhältnis
miteinander gemischt werden entstehen diese Klebstoffe.
Polykondensationsklebstoffe: reagieren bei einem Anpressdruck ≥0,4 N/mm2 unter abspalten flüchtiger
Stoffe und einer Abbindetemperatur von ca. 120°C bis 160°C
Beispiele:
Kunststofftyp Reaktionsbedingungen
Anzahl der
Komponenten
Abbindetemperatur
Reaktionsprodukte
Anwendung
Epoxid +Säureanhydride 2 warm Metalle, Keramik,
Kunststoffe
Epoxid +Polyamine 2 kalt Metalle, Keramik,
Kunststoffe
Polysocyanate +Polyole 2 Kalt Metalle, Keramik,
Kunststoffe
Cyanacrylate 1 Kalt Metalle, Keramik,
Kunststoffe,
Gummi
Methacrylate 1 Kalt Metalle
Harnstoff
Formaldehyd
+Styrol oder
Methacrylate
2 Kalt bleiben in der
Klebeschicht
Metalle,
Keramik,
Kunststoffe
Silicon-Harze + Feuchtigkeit 1 Kalt verdunsten
beim Kleben
Keramik
4. Klebverbindungen herstellen:
Aufgrund der großen Vielfalt von Klebstoffen mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften kann man nur
allgemeine Richtlinien angeben. Für die richtige Verarbeitung und Anwendung eines Klebstoffes sind
immer die Herstellerangaben zu beachten.
4.1 Vorbehandlung:
Um eine möglichst hohe Adhäsion des Klebstoffes zu erreichen müssen die Oberflächen der zu fügenden
Teile von Schmutz, Rost, Oxidschichten und Fett befreit werden. Zu glatte Oberflächen müssen vor dem
verkleben/fügen durch abschmirgeln oder sandstrahlen angeraut werden.
Haftgrundbehandlung versch. Werkstoffe:
© Handwerk und Technik
4.2 Klebvorgang:
Hier gilt auch die Herstellerangaben unbedingt beachten um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Im
Normalfall werden Lösemittelhaltige Klebstoffe entsprechend der Konsistenz beidseitig mit Pinsel oder
Spachtel auf die Fügeteile aufgetragen, Dann sollten die Fügeteile eine Zeit „ruhen“, damit ein Großteil
des Lösemittels verdunsten und der Grundstoff sich durch Adhäsion mit der Oberfläche verbinden kann.
Nach genügender Abbindung des Klebstoffes werden beide Fügeteile unter Druck zusammengefügt. Nun
wird die Verbindung durch Kohäsion in der Klebeschicht hergestellt. Die Klebeschicht ist in der Regel nach
ein bis zwei tagen aufgrund des Verdunstens des Lösemittels vollständig abgebunden.
Bei Reaktionsklebstoffen wird das Gemisch aus den Komponenten einseitig auf eines der Fügeteile, mit
der vorbereiteten Oberfläche, aufgetragen (entsprechend des Klebstoffes auch gestreut oder bei
Klebefolien aufgelegt). Die Teile können in der Regel sofort gefügt werden, da ja kein Lösemittel
verdunsten muss. Entsprechend des Klebstoffes erfolgt das Abbinden mit oder ohne Druck/Wärmeeinfluss
innerhalb weniger Minuten (Warmklebstoffen) oder in mehreren Tagen (Kaltklebstoffe).
Man sollte immer nur soviel Klebstoff anmischen wie gebraucht wird bzw. soviel wie während der Tropfzeit
verarbeitet werden kann, da die Reaktion sofort nach dem vermischen der Komponenten einsetzt.
4.3 Nachbehandlung:
Je nach Einsatz der Werkstücke und des verwendeten Klebstoffes müssen die Klebefugen nachbehandelt
werden. Dies geschieht durch einfaches Entfernen von Kleberesten (sofern nicht schon beim Kleben
geschehen) durch abschmirgeln/-schleifen bis hin zum Lackieren der Fugen. Das versehen mit
Lacküberzügen ist besonders bei vielen Reaktionsklebern wichtig, da sie oftmals wasserempfindlich sind.
5. Auslegung/Gestalten:
Grundsätzlich gilt:
Klebgerecht konstruieren und richtige Wahl des Klebers (siehe RM TB 5-2)
Weiter ist zu beachten:
- Klebefläche ausreichend dimensionieren (Überlappungen bevorzugen)
- Scherbeanspruchung in der Klebefuge anstreben
- Zugbeanspruchung nur in besonderen Fällen zulassen
- Fugenspalt so klein wie möglich halten
- Schälbeanspruchung unter allen Umständen vermeiden (konstruktive Maßnahmen z.B.
Versteifungen)
- Schutz vor Witterung und Feuchtigkeit (z.B. Lacküberzug)
Zugbeanspruchung Scherbeanspruchung Schälbeanspruchung
günstig günstig ungünstig - vermeiden
Beispiel für eine Klebgerechte Konstruktion wenn Stumpf an Stumpf liegt:
Ungünstig
geringe Fläche
Günstig
Flächenvergrösserung durch Schräge
Folgernd lässt sich sagen:
In Bezug auf auftretende Kräfte:
- Bevorzugt sollten Klebverbindungen auf Druck/Zug oder Scherung belastet werden.
Biege- und Schälbelastungen sollten vermieden werden.
In Bezug auf Abmessungen:
- Je grösser die Kraft ist die übertragen wird, desto grösser muss die Klebefläche sein.
6. Festigkeit und Einflüsse darauf:
Die Festigkeit von Klebverbindungen ist von einer Vielzahl von Faktoren abhängig. Hier gilt angaben des
Herstellers beachten. Bp.
- Temperatur
- Verarbeitung
- Vorbereitung
- Umwelteinflüsse
Es gibt mehrere Faktoren die die Festigkeit der Klebverbindung beeinflussen:
- Korrosionsbeständigkeit
- Alterungsbeständigkeit/Zeit
- Warmfestigkeit
6.1 Korrosionsbeständigkeit: Reaktionsklebstoffe sind im Allgemeinen beständiger als
Lösungsmittelklebstoffen gegenüber Lösungsmitteln (z.B. Alkohol, Aceton, Benzin, etc.) und anderen
Flüssigkeiten (z.B. Öle, Säuren, Laugen, etc.) Bei Einwirkung von Wasser über einen längeren Zeitraum
ergeben sich jedoch Festigkeitsminderungen (verstärkt noch durch Wärmeeinwirkung) durch
Beeinträchtigung der Adhäsion und Kohäsion.
6.2 Alterungsbeständigkeit: bei Metallklebungen ist abhängig von der Art des verwendeten Klebstoffes,
den zu fügenden Materialien, der Vorbehandlung der Oberfläche und besonders von schädigenden
Umwelteinflüssen. Die warmabbindenden Klebstoffe sind in der Regel beständiger als kaltabbindende
Klebstoffe. Direkt nach dem Abbinden besitzen die Klebstoffe die größte Bindefestigkeit, daraufhin stellt
sich jedoch ein u.U. über längeren Zeitraum andauernder Festigkeitsabfall ein.
6.3 Warmfestigkeit: Klebstofffestigkeit ist stark Temperaturabhängig. Auch hier zeigen die
warmabbindenden Klebstoffe ein besseres verhalten als die kaltabbindenden. Je nach Klebstoffsorte lässt
sich kurzzeitige Beständigkeit bis zu +350°C realisieren, zu berücksichtigen ist dabei jedoch ein
Festigkeitsverlust. In der Regel liegt die zulässige Dauertemperatur zwischen ca. +80°C und +150°C.
Um die Festigkeit einer Klebverbindung zu demonstrieren wird ein Zugversuch durchgeführt.
6.4 Versuch:
Ermittlung der Festigkeit mehrerer Klebeverbindungen.
Proben:
Prüfkörper: AlMg3 Sandgestrahlt 80x40x3 / 80x40x2
Klebstoff UHU Plus Endfest 300
Bedingungen:
Aushärtung des Klebstoffes bei verschiedenen Temperaturen:
20°C – 24 Stunden
70°C – 50 Minuten
180°C – 10 Minuten
Auftragsfläche ca. 40x15 mm ( 600mm2) / für 180°C zusätzlich 40x20 mm (800mm2)
Unverklebte Probenkörper Flachzugprobe 40x80x145
Durchführung: folgt nach versuchsende….
7. Anwendungsgebiete und Belastbarkeit:
So vielfältig die Welt der Klebstoffe ist so vielfältig sind auch ihre Anwendungsgebiete. Man kann sagen,
dass für so ziemlich jede Anwendung ein spezieller Klebstoff erhältlich ist. Hauptanwendungen in
Werkstätten sind
- Schraubensicherung
- Verbinden von Werkstücken verschiedenster Materialien
- Verbinden von Wellen/Naben
- Flächendichtungen
Auch bei der Belastbarkeit muss man sich an die Vorgaben zum Verarbeiten des Klebstoffes halten um
eine optimale Verbindung zu erhalten. (siehe Zugversuch)
8. Berechnung von Klebverbindungen:
Eine optimale Bemessung und Berechnung erweist sich aufgrund von sehr vielen Einflussfaktoren welche
vom verwendeten Klebstoff abhängen als schwierig. Daher sind Berechnungen nur Richtwerte.
Bindefestigkeit (Zug-Scherfestigkeit)𝜏𝐾𝐵 : sie ist die wichtigste Kenngröße für die Berechnung einer
Klebverbindung. Sie ist das Verhältnis der Zerreißkraft Fm zur Klebefugenfläche AK.
Schälfestigkeit: ist der ungünstigste Faktor einer Klebverbindung und muss/sollte konstruktiv vermieden
werden. Berechnet wird der Widerstand gegen Schälbeanspruchung
Formeln : (RM TB s.24-26)
AKl mm2 Klebfugenfläche S 1 Sicherheit
b mm Klebfugenbreite σ N/mm Schälfestigkeit
F N Schälkraft σabs N/mm abs. Schälfestigkeit
Fm N Zerreißkraft σKB N/mm2 Zugfestigkeit
Fmax N Max. übertragb. Kraft τKB N/mm2 Zugscherfestigkeit
lü Mm Überlappungslänge
t mm kleinste Bauteildicke
Berechnungsaufgabe 1:
Bei einem Zugversuch am Prüfstab ergab sich eine Bruchlast Fm=5200N. Wie groß ist die Bindefestigkeit
τKB des verwendeten Reaktionsklebstoffes.
Lösung:
Berechnungsaufgabe 2:
Bei einem Schälversuch an dem Prüfkörper
war zum Einreißen der Klebverbindung
eine Kraft F1=450N und zum fortlaufenden
Schälen die Kraft F2=180N erforderlich.
Zu ermitteln sind:
A: die absolute Schälfestigkeit σabs
B: die relative Schälfestigkeit σrel
Lösung:
Berechnungsaufgabe 3
Das Ende eines Wasserrohres aus Polyvinylchlorid (PVC) mit
Aussendurchmesser da=63mm und einer Wandstärke von
t=3mm wird mit einer Kappe verschlossen, welche aufgeklebt
werden soll. Es ist zu ermitteln ob die Klebverbindung bei
einem maximalen Wasserdruck p = 4 bar sicher hält, wenn die
Bindefestigkeit des Klebers bei 20mm Überlappungslänge.
τKB = 8 N/mm2 beträgt. Standard Sicherheit 1,5-2,5.
(Druck siehe auch TB s.42)
Lösung
Extra Berechnungsaufgabe:
Für die Klebverbindung eines Zahnrades mit einem Wellenzapfen ist ein Kaltkleber
verwendet worden, der bei der verwendeten Werkstoffpaarung eine statische
Bindefestigkeit τKB =15 N/mm2 hat.
Welche Leistung in kW kann von der Verbindung bei einer Drehzahl n=125 min-1
übertragen werden.
Lösung
9.Gefahren von Klebstoffen für den Menschen
Das Hauptproblem des Klebens, stellen die Lösungsmittel dar. Weitere enthaltene Problemstoffe sind
Fungizide (pilzabtötende Stoffe), Konservierungsmittel oder Weichmacher.
Die größte Gefahr geht aber in erster Linie von den leichtflüchtigen Anteilen des Klebstoffes aus, welche je
nach individueller Empfindlichkeit und Vorschädigung bei häufigerem Kontakt äußerst schwerwiegende
Krankheiten und Zerstörungen anrichten können. Das Spektrum geht von Schleimhautreizungen über
Kopfschmerzen, Übelkeit bis hin zur krebserregenden Wirkung einiger Komponenten und Schädigung von
Leber und Niere (Entgiftung).
Daher müssen bei der Verwendung von Klebstoffen eine ganze Reihe von Vorsichtsmaßnahmen und
Richtlinien beachtet werden.
- Absauganlagen bzw. ausreichende Lüftung
- Körperschutz (Persönliche Schutzausrüstung)
- Lagerung in überschaubaren Mengen
- Beachten der Warnhinweise des Herstellers (R und S Sätze)
.
Beispiel für Warnhinweise
Informationen über den sicheren Umgang mit Klebstoffen kann man bei jedem Klebstoffhersteller bzw.
Lieferanten anfordern.
10. Besondere Anwendungen:
Cyanacrylatklebstoff besser bekannt als Sekundenkleber ist ein 1-Komponentenkleber, welcher binnen
kürzester Zeit Abbindet. Bei dem Abbindevorgang entstehen dämpfe mit deren Hilfe man Fingerabdrücke
sichtbar machen kann. Dieses verfahren wurde und wird in der Kriminalistik auch heute noch angewendet.
Versuch
Geräte und Chemikalien:
Becherglas 250ml, Aluminiumfolie, kleine Aluminiumschale (gefertigt aus der Aluminiumfolie), Cyanacrylat
(Sekundenkleber), Polyethylenfolie (Frischhaltefolie), Heizschrank (ca. 60°C vorgeheizt), Gummiband, Spritze 2ml,
Einweg Handschuhe. Zange ( Pinzette)
Sicherheit:
Cyanacrylat ist reizend (Xi), kann innerhalb von Sekunden Haut und Augenlider verkleben. In gut
gelüfteten Räumen verarbeiten.
Durchführung:
Auf ein ca. 10x10 cm großes Stück Pe oder Aluminium Folie wird mittig ein oder mehrere Fingerabdrücke
durch anfassen bzw. berühren der Folie mit der Fingerkuppe, aufgebracht ggf. kann man den Bereich mit
einem Edding markieren.
Aus einem weiteren Stück Aluminiumfolie wird eine kleine schale geformt in welche später der Klebstoff
eingefüllt wird. Größe: ca. 10mm Durchmesser, Höhe ca. 5mm Wichtig! ist, das der Boden der schale
keine löcher aufweist wo Kleber entweichen kann.
Mit der Spritze werden ca. 2ml Wasser in das Becherglas gegeben.
In die Aluminiumschale wird eine ca. erbsengroße Menge Cyanacrylat gegeben !!ACHTUNG!! Die schale
wird vorsichtig in das Becherglas gestellt. (Pinzette, Zange)
Mit der Vorbereiteten Pe bzw. Aluminiumfolie wird das Becherglas verschlossen und mit einem
Gummiband fixiert. Die Folie ist so aufzulegen, das die Oberfläche mit dem Fingerabdruck nach innen
Zeigt.
Man stellt nun das Gefäß in den Heizschrank bei ca. 60°C und für eine Dauer von ca. 20-30 Minuten
Beobachtung:
Fingerabdrücke werden als weißes Muster auf der Folie sichtbar. (siehe Foto)
Durch Cyanacrylat sichtbar gemachte Fingerabdrücke
11. Normung:
11.1: DIN-Normen
DIN 8593-8
DIN 16920
DIN 16921
DIN EN 923
DIN EN ISO 9664
11.2: VDI-Richtlinien:
VDI 3821 Kunststoffkleben
VDI 2229 Metallkleben
Alle DIN-Normen/VDI-Richtlinien kann man beim BEUTH Verlag beziehen.
12. Weblinks:
Hersteller:
- Loctite
- Sika
- UHU
- ...
Informationen:
- Industrieverband Klebstoffe
- Konstruktionsatlas
- TU-Clausthal (Folie 23: Löt und Klebverbindungen)
- …
13.Quellen:
Quellen
Roloff/Matek: Maschinenelemente, Lehrbuch und Tabellenbuch, Vieweg Verlag, 18. Aufl. 2007,
ISBN 978-3-8348-0262-0
Roloff/Matek Maschinenelemente Formelsammlung, Vieweg Verlag, 8. Aufl. 2006,
ISBN 978-3-8348-0119-7
Roloff/Matek Maschinenelemente Aufgabensammlung, Vieweg Verlag,
ISBN 978-3-8348-0340-5
Fertigungstechnik 2, Handwerk + Technik GmbH, 10. Auflage,
ISBN 978-3-582-02313-1
Tabellenbuch Metall 43. Auflage mit Formelsammlung
ISBN 3-8085-1723-9
Änderungen – BS-Wiki: Wissen teilen

Änderungen

Klebverbindungen

21.531 Byte hinzugefügt, 13:00, 16. Feb. 2008
/* Klebverbindungen */
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